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  • Stefan Lechthaler Landestechniklehrgang in Kassel - Ju-Jutsu in allen Facetten

Ju-Jutsu in allen Facetten

Der erste Landestechniklehrgang im Jahr 2015 wurde von Stefan Lechthaler in Kassel abgehalten. Und der ausrichtende Verein PSV Grün-Weiß Kassel konnte sich sogleich über eine rege Beteiligung zahlreicher Vereine aus Hessen erfreuen.
Um das Ju-Jutsu in allen Facetten darzustellen, entschied sich Stefan den Lehrgang in Blöcke aufzuteilen. Dabei konnten die Teilnehmer Techniken für die Auseinandersetzung mit Schlag- und Tritttechniken, dem Werfen und dem Bodenkampf üben. Auch die Abwehr von Messer- und Stockangriffen wurde jeweils mit einem Trainingsblock bedacht. Jeder Trainingsblock war mit ca. 30 Minuten angelegt.
Doch das Üben von Techniken war nicht das einzige Anliegen von Stefan. In dem Lehrgang versteckt, waren auch Hinweise zum effektiven Üben von Techniken. Einfache Handlungsdrills helfen die Bewegungen des Ju-Jutsu zu verinnerlichen. Um die zur Verfügung stehende Trainingszeit effizient zu nutzen wurde ein Übungsintervall von 2 Minuten für jeden Drill vorgegeben. So konnte sich jeder Teilnehmer 2 Minuten intensiv mit dem Drill auseinandersetzen und über hohe Wiederholungszahl das Gelernte vertiefen. Gleichzeitig wurde es dadurch nicht langweilig, denn nach jedem Drill wurden Korrekturen vorgenommen und/oder eine zusätzliche Techniken hinzugenommen.
Im Anschluss an die einzelnen Technikblöcke der Facetten des Ju-Jutsu hatten die Teilnehmer nochmals die Möglichkeit für ca. 20 Minuten die Vielseitigkeit des Trainingstages zu rekapitulieren. Dabei konnten Sie auch offene Fragen an Stefan richten:
 
PSV GW Kassel: Stefan, Du hast Dich bei dem Lehrgang für das Thema "Ju-Jutsu in allen Facetten" entschieden. Wie bist Du auf dieses Thema gekommen?
 
Stefan: Ich werde oft zum Thema Bodenkampf/BJJ eingeladen, aber meine Heimat ist das JuJutsu. Ich habe mich für das Thema entschieden, da es ja konsequenterweise die Inhalte des JuJutsus sind. Da ich gerne in komplexen realistischen  Handlungsdrills trainiere und diese auch kombiniere, bietet das JuJutsu hier unendlich viele Möglichkeiten und Kombinationen. Diese Vielfalt ist es auch, die mich immer wieder begeistert.
 
PSV GW Kassel: Du selbst hast den 4. Dan im Ju-Jutsu. Du schaust jedoch gern über den Tellerrand des Ju-Jutsu hinaus und hast Graduierungen in anderen Kampfkünsten. Was hast Du schon alles ausprobiert und warum bleibt das Ju-Jutsu Deine "Heimat"?
 
Stefan: Ich habe den Braungurt im BJJ und auch viele Jahre mit einem befreundeten Eskrima Meister trainiert. Weiterhin habe ich viel Boxen und Judo trainiert. Es gibt aber keine vergleichbare Kampfkunst wie das JuJutsu, in der all diese Inspirationen einfließen und verknüpft werden können. JuJutsu ist ein sehr persönlicher Stil und variiert von Meister zu Meister, Dojo zu Dojo. Wir können mit Recht stolz auf unseren Stil und Heimat sein und sollten nicht jedem Trend hinterherlaufen.
 
PSV GW Kassel: Zu Beginn des Lehrganges hast Du Dich für Schlag und Trittkombinationen am sich bewegenden sonst passiven Partner entschieden. Ein Schwerpunkt lag dabei auf dem Verlassen der Angriffslinie des Partners während der Schlagkombination. Warum ist dies so wichtig für die freien Auseinandersetzungen? Welche Möglichkeiten entstehen für mich bei dieser Vorgehensweise?
 
Stefan: Ich wollte hier auch mal auf das Thema Strategie eingehen. Ich möchte mich nicht die ganze Zeit in der „Schlaglinie“ des Gegners befinden, sondern wollte Möglichkeiten zeigen auf die Außenbahn des Gegners zu kommen um entsprechend effektive Konter/Kombinationen anzubringen. Hier ist wieder mal die Bewegungslehre und Körpermechanik das A und O.
 
PSV GW Kassel: Nach den Atemitechniken bist Du auf den Übergang vom Standkampf in die Bodenlage eingegangen. Dabei hast Du den "Double-Leg-Take-Down" genutzt. Wo gibt es hierbei Unterschiede zur klassischen Doppelhandsichel?
 
Stefan: Meine Variante unterscheidet sich von der klassischen Doppelhandsichel, da sie weniger Kontermöglichkeiten zulässt und eine bessere Positionierung nach dem Wurf erzielt. Man sollte damit auch in der Lage sein schwerere Gegner zu Boden zu bringen, da sie auch wieder Körpermechaniken berücksichtigt.
 
PSV GW Kassel: In dem Technikblock der Verteidigung in der Bodenlage haben wir die Befreiung aus der Kreuzposition trainiert. Du hast gesagt, dass die Befreiung aus Haltetechniken die Grundlage der Auseinandersetzung am Boden ist. Warum ist das wichtig?
 
Stefan: Ich gehe erstmal immer von einer schlechteren Ausgangslage im Bodenkampf aus. Wenn ich immer in dominanten Positionen wäre, hätte ich ja das Potential zum Weltmeister (lacht). Ich lasse mich im Kampfsparring oft und bewusst in schlechte Positionen bringen. Das Umgehen mit unangenehmen Situationen macht uns stärker und gibt uns für den Kampf mehr Selbstvertrauen. Wenn ich in einer Haltetechnik bin verschiedene Lösungswege kenne und anwenden kann, dann gibt dies mir die Gelassenheit und die Ruhe den Kampf strategisch zu wenden und für mich zu entscheiden.
 
PSV GW Kassel: Bei dem Thema Messerabwehr bist Du drauf eingegangen, dass die Abwehr für jeden Angriffswinkel gleich ist. Wieso ist das für die freie Auseinandersetzung wichtig?
 
Stefan: Die freie Auseinandersetzung läuft ja komplett ungeplant und überraschend ab. Ich habe meine Verteidigung gegen Messer und Stock in den letzten Jahren vereinfacht und automatisiert. Aufgrund dessen kann ich gut und flexibel auf die verschiedenen Angriffswinkel reagieren. Früher hatte man oft bei der Verteidigung auf Winkel 1 mit einem Umlenken über den Kopf reagiert und war dann überrascht wenn es dann doch Winkel 3 war, desgleichen für die Winkel 2 und 4 usw. Meine Verteidigung passt sich mittlerweile sehr gut und flexibel dem nicht abgesprochenen Angriff an, da sie immer nach dem gleichen primären Schema abläuft. Dies habe ich in unzähligen Sparrings und Szenarien erprobt. Auch die Kontrolle der Waffe ist hierbei ein sehr wichtiger Teil.
 
PSV GW Kassel: Stefan, vielen Dank für Deinen Besuch hier in Kassel! Wir hoffen, dass Du eine sichere Heimreise nach Frankfurt hast. Gleichzeitig freuen wir uns natürlich schon auf Deinen Besuch am 07.03.2015! Die Trainerfortbildung hier in der Bereitschaftspolizeiabteilung in Kassel wird sicher genauso abwechslungsreich und informativ wie dieser Lehrgang!

Folgende Techniken hat uns Stefan in je 2 minütigen Übungsformen/Drills gezeigt:

Atemi:
Doppeldeckung und Handfeger als Verteidigung, dann als Konter Fußstoß vorwärts
Schrittfolge um in den Schlag reinzufallen
Für-/Schlaghand Kombination, über die Außenbahn Schwinger Leber und Fauststoß Kopf

Wurf:
Doubleleg takedown aus der letzten o.g. Atemi Kombination
Verteidigung in der Bodenlage gegen Tritt zum Kopf, Gegner zu Boden bringen, anschl. Aufstehen und Gegner mit Knie auf Kopf kontrollieren

Boden:
Befreiung aus der Kreuzposition, verschiedene Strategien

Messer:
Vorbereitungsdrills/ Kontrolle des messerführenden Armes
Kontolle der Messerhand und Kontermöglichkeiten
Verteidigung gegen spontane Angriffe 1 und 3

Stock:
Stock gegen Stock Angriff 6, Block und Griff zum Stock anschl. Entwaffnung
Stickgrappling, Kontrolle des Gegners mit Stock

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