40 Jahre Ju-Jutsu in Deutschland

40 Jahre Ju-Jutsu in Hessen


Mit dem Hessenseminar 2009 setzte der HJJV unter dem Motto „40 Jahre Ju-Jutsu in Deutschland“ wieder ein echtes Lehrgangs-Highlight im Geburtsland des Ju-Jutsu.
Über 100 Ju-Jutsuka aus ganz Hessen konnten wieder aus einem vielfältigen Kursangebot, zusammengestellt von dem Organisationsteam Walter Muchel, Johannes Renninghoff und Dr. Thorsten Strube, auswählen.

Regen Zuspruch fand der Franzose Alain Sally, der bereits im letzten Jahr als Referent eingeladen war, aber kurzfristig sein Erscheinen absagen musste. Sally, Träger des 7. Dan Goshindo, der bereits in der Vergangenheit als Referent auf dem Bundesseminar des DJJV fungierte, verfügt über ein weitreichendes Repertoire an Techniken und Technikkombinationen. In seinem Selbstverteidigungstraining demonstrierte er zahlreiche, für Ju-Jutsuka nicht alltägliche Selbstverteidigungskombinationen, und ermöglichte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit seinen interessanten Varianten mit viel Spaß einen Blick über den Tellerrand.

Auch in diesem Jahr wieder im Angebot - Johannes Renninghoff mit einem ‚interaktiven Situationstraining in verschiedenen Selbstverteidigungs- und Konfliktsituationen`, einem Angebot, dass der Ressortleiter für Schulung und Technik gemeinsam mit einem Lehrteam der Polizeitrainer in Deutschland (PiD) realisierte. Hierbei durchliefen die Teilnehmer, nach einer ausführlichen Sicherheitseinweisung, alltägliche Situationen, die sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten bewältigen mussten. Natürlich waren die zu lösenden Lagen nicht bekannt, schließlich stellt die Überraschung einen wichtigen Teil der Situationsklärung dar. Aus diesem Grund werden die Szenarien auch hier nicht beschrieben. Dass im Vorfeld bestimmte Kriterien zur Teilnahme erfüllt sein mussten, galt dem Schutz von Akteuren und Darstellern. Denn ungeachtet der Tatsache, dass alle während der Szenarien Schutzausrüstung trugen, sollten Verletzungen durch unkontrollierte Techniken vermieden werden. Zur Durchführung einer Situationsanalyse wurden die einzelnen Akteure bei der Bewältigung der Szenarien gefilmt. Der folgenden Auswertung der Verhaltenswiesen lagen diverse Analysepunkte zu Grunde, u. a. Selbstverteidigungsaspekte wie Wahrnehmung oder Kommunikation. Das Analyseverfahren, bei dem der agierende Teilnehmer, die Gruppe, die Situationsdarsteller und der Trainingsleiter das Geschehen bewerteten, erfolgte sachlich und nicht mit zurechtweisend erhobenen Zeigefinger. 

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In einer anschließenden Trainingseinheit legten die Polizeitrainer ihren Fokus auf wichtige Elemente einer effektiven Abwehrhandlung, damit es gelingt den Angreifer nicht nur in eine absolut oder zumindest weitgehend in eine für weitere Aktionen ungünstige Lage zu bringen. Auch sollen dem Verteidiger eine Vielzahl von eigenen Handlungsmöglichkeiten eröffnet werden, die allerdings alle auf eine konsequente Zielsetzung - den Sieg - ausgerichtet sein müssen.
Nach einem kurzen, spezifischen Aufwärmen wurden mit stetig zunehmender Intensität, unter ständig steigendem Druck und Stress die Bewegungsabläufe der Abwehr- und situationsangepassten Folgehandlungen trainiert. Dabei brachten die Trainer die Teilnehmer bis an die Grenzen ihrer körperlichen Belastung.
Ungeachtet dessen, oder vielleicht gerade aus diesem Grund waren die Teilnehmer von dem Angebot begeistert, denn hier konnte unter annähernd realistischen Umständen trainiert, eigene Grenzen erkannt und neue Impulse für das zukünftige Training erlangt werden. Als besonders positiv empfanden die Ju-Jutsuka auch die kompetente fachliche Führung während des gesamten Seminars. Die Polizeitrainer hingegen lobten das hohe technische Niveau der Teilnehmer, den Mut zur Selbstkritik, die hohe Lernmotivation und das Engagement sich zu Quälen.

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Mit seinem „Trainerforum-Atemitechnik“ - Vom Technikerwerb bis zum Einsatz in der Selbstverteidigung, sprach Dr. Thorsten Strube als Referent eine Schwachstelle an, die bei vielen Prüfungen immer wieder zu Kritik führt, die Ausführung von Atemitechniken. Während in vielen anderen Bereichen, z. B. Komplexaufgaben, Waffenabwehr usw. große Fortschritte zu verzeichnen sind, hapert es bei der technischen Ausführung der Atemitechniken. Mit seinem Trainerforum richtete sich Thorsten sich vor allem an die Trainerinnen und Trainer in den Vereinen, die in ihrer Arbeit vor allem mit den unteren Kyu-Graduierungen die Grundlagen für den Technikerwerb legen.

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Mit einer gelungenen Mischung aus theoretischen und praktischen Teilen gewannen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemeinsam neue Impulse für ihr Training und schärften ihren Blick für die Fehlerkorrektur. Am Beispiel des Ellbogenstoß rückwärts arbeiteten die Ju-Jutsuka im Bereich Technikprinzip und Technikvorbereitung, Technikerwerbstraining, Trainingsformen für wirksame Atemitechniken und Einsatz in der SV, alles immer mit dem Fokus auf der Fehlerkorrektur bei Atemitechniken.

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Dabei schlüpfte jeder, gearbeitet wurde jeweils in Teams zu dritt, einmal in die Rolle des Trainers oder der Trainerin, die zum Abschluss von den Gruppenmitgliedern noch ein Feetback erhielten.

Gesundheit im Sport hält immer mehr Einzug in das Ju-Jutsu-Training. Ein Name, der zwingend für Gesundheit im Ju-Jutsu steht ist Bernd Rieß, Ressortleiter Seniorensport im HJJV. Bernd ist aktiver Ju-Jutsuka in der TG Hanau, gehört zu den ersten aktiven Ju-Jutsu Sportlern in Hessen und folgt unmittelbar den Gründungsvätern Franz Josef Gresch, Werner Heim und Erich Reinhardt. Bereits seit
1993 betreibt er, infolge einer Krankheit, ein modifiziertes Ju-Jutsu. Im Jahr 1994 begann Bernd seine Zusammenarbeit mit dem Landessportbund Hessen in Bereich „Sport und Gesundheit“ und ist Übungsleiter für „Sport und Prävention“. Bei der TG Hanau übt Bernd seit über zehn Jahren eine Lehrtätigkeit in Yoga, Tai Chi Chuan, Meditation und Gesundheitssport aus, zudem leitet er in seinem Heimatverein ein Training für Erwachsene und Ältere als „Ganzheitliche Gesundheitsprävention und Selbstverteidigung“. Dass ‚sein’ Ju-Jutsu weit über den Begriff „Seniorensport“ hinaus geht, bewies Bernd in seiner Einheit mit dem Thema „Neue Aspekte zum Ju-Jutsu Training im Verein - Ju-Jutsu als Gesundheitssport“.  Hier wurde nicht nur die ältere Generation angesprochen, auch junge Ju-Jutsuka profitieren von diesem ganzheitlichen Konzept.
Gesundheitliche Aspekte bei der Ausführung von Ju-Jutsu-Techniken standen auch im Mittelpunkt der Trainingseinheit mit Thomas Siebert. Thomas ist Physiotherapeut mit dem Spezialgebiet ‚Medizinische Trainingstherapie’. Der Träger des 4. Dan Ju-Jutsu arbeitet auch als Personal Trainer, verfügt über die Trainer B-Lizenz Ju-Jutsu, ist Übungsleiter Kickboxen, trägt den 1. Dan WAKO und absolvierte die Trainerausbildung APPI Fitness- und Aerobic BSA/DFAV. Thomas verknüpfte spezifische Ju-Jutsu Gymnastik mit Elementen aus Pilates und Yoga und zog damit Parallelen zu dem Gymnastica Naturale aus Brasilien für das BJJ.

„Power Punch“ in Theorie und Praxis für Breiten- und Freizeitsportler sowie Wettkampfsportler, die ihre konditionellen und technischen Grundlagen verbessern wollen präsentierte Frank Witte in seiner Einheit. Das Ju-Jutsu Power Punch wurde von Frank entwickelt und wird in vielen Vereinen in Hessen und mehreren anderen Landesverbänden als eigenständige Trainingseinheiten angeboten. Dabei stand der systematische Aufbau einer Trainingseinheit (Einstimmung, Durchführung und Ausklang) im Mittelpunkt, bei der die Vorteile des Power Punch klar ausgespielt und nach Bedarf kombiniert werden können:
- selbstverteidigungsorientierte Schlag- und Tritttechniken sowie Ausweichbewegungen
- „Schattentraining“ - Pratzen- und Schlagpolsterübungen ohne erhöhtes Verletzungsrisiko
- stimulierende Musik, welche die korrekte Technikausführung nicht negativ beeinflusst
- aerobes Ausdauertraining, Stress abbauend und Kondition fördernd
- Schwitzen mit Spaß - „Das Speck-Weg-Training“
- technische und konditionelle Prüfungsvorbereitung

Hier sei zum Abschluss aber nicht nur allen Referenten für die tollen Einheiten Anerkennung ausgesprochen, auch dem Organisationsteam und den Helfern des Budokan Wetzlar und des JJC Wetzlar gebührt Dank für die hervorragende Arbeit. Besonders erwähnt werden soll Klaus Butte vom Budokan Wetzlar, der mit einem schmackhaften kalten und warmen Büfett dafür sorgte, dass sich in der Mittagspause die Akkus der Teilnehmer für den zweiten Teil wieder ordentlich aufluden.

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