Hessenseminar 2008

Mit dem Hessenseminar 2008 hat der HJJV ein echtes Lehrgangs-Highlight gesetzt.
Über 100 Ju-Jutsuka aus ganz Hessen konnten aus einem vielfältigen Themenangebot auswählen und sich zur besseren Planung im Vorfeld anmelden. Aufgrund der hohen Anzahl der Interessenten wurde das Angebot kurzfristig noch einmal aufgestockt.

Für einen fachpraktischen Vortrag zu dem Thema „Soziales Lernen auf der Matte - Erziehungs- und Führungskompetenz für den Trainer/die Trainerin“ konnte das Organisationsteam Walter Muchel, Johannes Renninghoff und Dr. Thorsten Strube Arndt Weixler, Ju-Jutsu Trainer C und Trainer Muay Thai gewinnen.
Arndt ist Dipl. Sozialpädagoge und arbeitet als Leiter einer Jugendhilfeeinrichtung mit den Arbeitsschwerpunkten Schulsozial- und Bildungsarbeit, Soziale Kompetenz im Sport, Gewaltprävention, sozialpädagogische Hilfe für Kinder, Eltern und Familien.
Der Sozialpädagoge stellte einer großen Runde interessierter Ju-Jutsuka anhand von Rollenspielen verschiedene, alltäglich auftretende Konfliktsituationen dar, zeigte neues Konfliktpotential durch falsche Reaktionen des Trainers/der Trainerin auf und bot situativ Lösungsansätze. Zudem frischte Arndt mit den Prinzipien der Gruppenführung Inhalte der FÜL C-Ausbildung auf. Hierzu gehörten auch Aspekte über die Vermittlung klarer Botschaften, die Wirkung positiver Formulierungen, aber auch das selbstkritische Hinterfragen eigener Handlungen. Zudem zeigte er die Vorteile des Spielens als Lehrmittel auf, z. B. zur Gruppenprägung, Gruppenanalyse, Förderung von Vertrauensgewinnung und Zusammenarbeit.

Regen Zuspruch fand auch Christer Anderson aus Örebro (Schweden). Ursprünglich hatte Johannes den Franzosen Alain Sally als Referenten eingeladen, dieser sagte bedauerlicherweise aber kurzfristig ab. Ebenso kurzfristig sprang Christer in den nächsten Flieger nach Frankfurt und als Referent in Wetzlar ein. Wie im letzten Jahr brachte der sympathische Schwede die Teilnehmer mit einem Selbstverteidigungstraining ganz ordentlich  ins Schwitzen. Gegen Angriffe mit und ohne Kontakt führte er die Teilnehmer Schritt für Schritt an das taktische Vorgehen einer Verteidigungshandlung heran. Sein Augenmerk legte er dabei auf situationsangepasstes, also flexibles Vorgehen - so muss der Verteidiger gleichermaßen auf eine Angreifer mit oder ohne Waffe, bzw. auf mehrere Angreifer reagieren können. Abgerundet wurden die Kombinationen mit sichernden Übergängen in die Bodenlage.
Nicht weniger anstrengend gestalteten sich Christers Atemikombinationen, einer explosiven Mischung aus Kicks und Punches, bevor er mit einer Grapplingeinheit erneut in Aktion trat.


Christer Andersson verfolgt gespannt die von ihm vermittelten Techniken für den Bodenkampf

Jedem Ju-Jutsuka ist bei einem intensiven Technik- oder Wettkampftraining die Erfordernis spezieller Kraftarten gegenwärtig, z. B. Kraftausdauer, Schnellkraft, Reaktivkraft. Aber nicht allein rein sportliche Bedürfnisse stecken hinter einem gezielten Kraftaufbau, sondern auch gesundheitsfördernde- und Rehabilitationsmaßnahmen können nicht auf diesen wichtigen Aspekt verzichten.
Mit dem Thema „Krafttraining - vielfältige versteckte Möglichkeiten“ zeigten Dr. Thorsten und Dr. Katharina Strube den Teilnehmern, wie man fernab eines monotonen Trainings Krafttrainingsinhalte in verschiedenen Trainingsformen quasi für den trainierenden Ju-Jutsuka ‚versteckt an den Mann/die Frau bringt’. Nach einer theoretischen Einführung in das Themengebiet bewiesen Thorsten und Katharina, dass und wie sich die Übungsformen zum Kraftaufbau effektiv in das Ju-Jutsu Training einbinden lassen. Das Verpackungsmaterial dabei ist eher simpel - Spaß und Motivation.

Neuland betrat Johannes Renninghoff mit einem ‚interaktiven Situationstraining in verschiedenen Selbstverteidigungs- und Konfliktsituationen`, einem Angebot, dass der Ressortleiter für Schulung und Technik gemeinsam mit einem Lehrteam der Polizeitrainer in Deutschland (PiD) realisierte. Hierbei durchliefen die Teilnehmer, nach einer ausführlichen Sicherheitseinweisung, alltägliche Situationen, die sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten bewältigen mussten. Natürlich waren die zu lösenden Lagen nicht bekannt, schließlich stellt die Überraschung einen wichtigen Teil der Situationsklärung dar. Aus diesem Grund werden die Szenarien auch hier nicht beschrieben. Dass im Vorfeld bestimmte Kriterien zur Teilnahme erfüllt sein mussten, galt dem Schutz von Akteuren und Darstellern. Denn ungeachtet der Tatsache, dass alle während der Szenarien Schutzausrüstung trugen, sollten Verletzungen durch unkontrollierte Techniken vermieden werden. Zur Durchführung einer Situationsanalyse wurden die einzelnen Akteure bei der Bewältigung der Szenarien gefilmt. Der folgenden Auswertung der Verhaltenswiesen lagen diverse Analysepunkte zu Grunde, u. a. Selbstverteidigungsaspekte wie Wahrnehmung oder Kommunikation. Das Analyseverfahren, bei dem der agierende Teilnehmer, die Gruppe, die Situationsdarsteller und der Trainingsleiter das Geschehen bewerteten, erfolgte sachlich und nicht mit zurechtweisend erhobenen Zeigefinger. 


Analyse des Interaktiven Situationstrainings in den Räumlichkeiten im Landesleistungszentrum

In einer anschließenden Trainingseinheit legten die Polizeitrainer ihren Fokus auf ein wichtiges Element einer effektiven Abwehrhandlung - den Schritt auf die Außenbahn, mit gleichzeitiger Fixierung des Angriffsarms. Damit gelingt es nicht nur den Angreifer absolut oder weitgehend in eine für weitere Aktionen ungünstige Lage zu bringen. Es eröffnet dem Verteidiger auch eine Vielzahl von eigenen Handlungsmöglichkeiten, die allerdings alle auf eine konsequente Zielsetzung - den Sieg - ausgerichtet sein müssen.
Nach einem kurzen, spezifischen Aufwärmen wurden mit stetig zunehmender Intensität, unter ständig steigendem Druck und Stress die Bewegungsabläufe der Abwehr- und situationsangepassten Folgehandlungen trainiert. Dabei brachten die Trainer die Teilnehmer bis an die Grenzen ihrer körperlichen Belastung.


Vorübungen mit Teilschutzausstattung in voller Dynamik

Ungeachtet dessen, oder vielleicht gerade aus diesem Grund waren die Teilnehmer von dem Angebot begeistert, denn hier konnte unter annähernd realistischen Umständen trainiert, eigene Grenzen erkannt und neue Impulse für das zukünftige Training erlangt werden. Als besonders positiv empfanden die Ju-Jutsuka auch die kompetente fachliche Führung während des gesamten Seminars. Die Polizeitrainer hingegen lobten das hohe technische Niveau der Teilnehmer, den Mut zur Selbstkritik, die hohe Lernmotivation und das Engagement sich zu Quälen.

Hier sei zum Abschluss aber nicht nur allen Referenten für die tollen Einheiten Anerkennung ausgesprochen, auch dem Organisationsteam und den Helfer des Budokan Wetzlar gebührt Dank für die hervorragende Arbeit. Besonders erwähnt werden soll Klaus Budde vom Budokan Wetzlar, der mit einem schmackhaften kalten und warmen Büfett dafür sorgte, dass sich in der Mittagspause die Akkus der Teilnehmer für den zweiten Teil wieder ordentlich aufluden.

Am 12.09.2009 findet das Hessenseminar 40 Jahre Ju-Jutsu in Wetzlar statt - also schon einmal vormerken, es lohnt sich!

Nachfolgend findet ihr weitere Impressionen vom Lehrgang:


Eröffnung des Hessenseminars und Vorstellung der Referenten


Szenarientraining in Vollschutzausstattung: Auch am Boden wird der Kampf fortgesetzt


Oliver Wittmann von Polizeitrainer in Deutschland e.V. erläutert nach der Analyse der Szenarien die Stockabwehr und ….


weitere Möglichkeiten der Verteidigung unter Ausnutzung einer Wand z.B. in beengten Räumlichkeiten


Vorübungen mit Teilschutzausstattung in voller Dynamik





Angriffe mit einer Flasche im Vollschutzanzug ; Polizeitrainer Eckhard Niebergall und Oliver Wittmann in der Schiedsrichterrolle


Die Gruppe nach Ablauf des Seminars: Die erste Zusammenarbeit des Hessischen
Ju-Jutsu Verbandes mit Polizeitrainer in Deutschland e.V.


Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Aufwärmprogramm




Ju-Jutsu Techniktraining mit Gastreferent Christer Andersson aus Schweden


Würgetechnik von hinten in Kampfsituation


Kombinierte Festlegetechnik am Boden


Auch der Spaß kommt beim Hessenseminar nicht zu kurz

 

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.